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1. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 204

1902 - Altenburg : Bonde
204 aber nicht, entweder weil die Kleider voll Wassers mich zurückzogen, oder vielmehr weil Gott solches nicht haben wollte, daß ich da sterben sollte. Denn wie ein trunkener Mann hin und her taumelt, also auch ich und komme auf die andere Seite gegen den Hinteren Brau- hof. Da sie nun merkten, ich würde im Zwinger aussteigen, laufen sie in die Stadt und nehmen mehr Gesellen zu sich, passen unten bei den Gerberhäusern auf, ob ich ihnen kommen würde. Aber als ich dieses merkte, daß ich jetzo allein war, blieb ich im Wasser stecken und steckte meinen Kopf unter einen dichten Weidenbusch und ruhte im Wasser vier oder fünf Stunden, bis es Nacht und in der Nacht stille wurde. Dann kroch ich halbtot heraus, konnte der Schläge wegen fast keinen Atem holen. Ging dann über die Brunnenröhren, den Wasserfluß immer hinab und kletterte über einen Weidenstamm, daß ich die andere Seite erreichte." Bötzinger rettete sich diesmal nach Koburg. Als er nach langen Irrfahrten wieder zu seiner Familie kam, fand er „die Kinder schier vor Hunger verdorben. Sie hatten die Zeit über nicht Kleie genug kaufen können zu Brot." Den Frieden erlebte Bötzinger als Pfarrer zu Heubach, wohin er 1647 versetzt worden war, und wo er erst 1673 im vierundsiebzigsten Jahre seines Lebens starb. Richter, Quellenbuch. 92. Gustav Adolf als Feldherr. Gustav Adolf war ohne Widerspruch der erste Feldherr seines Jahrhunderts und der tapferste Soldat in seinem Heere, das er sich selbst erst geschaffen hatte. Ganz Deutschland hatte die Manneszucht bewundert, durch welche sich die schwedischen Heere auf deutschem Boden in den ersten Zeiten so rühmlich auszeichneten. Alle Ausschweifungen wurden aufs strengste geahndet; am strengsten Gotteslästerung, Raub, Spiel und Duell. In den schwedischen Kriegsgesetzen wurde die Mäßigkeit befohlen; auch er- blickte man in dem schwedischen Lager, das Gezelt des Königs nicht ausgenommen, weder Silber noch Gold. Das Auge des Feldherrn wachte mit eben der Sorgfalt über die Sitten der Soldaten wie über die kriegerische Tapferkeit. Jedes Regiment mußte zum Morgen- und Abendgebet einen Kreis um seinen Prediger schließen und unter freiem Himmel seine Andacht halten. In allem diesen war der Gesetzgeber zugleich Muster. Eine ungekünstelte, lebendige Gottesfurcht erhöhte den

2. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 205

1902 - Altenburg : Bonde
205 Mut, der sein großes Heer beseelte. Alles Ungemach des Krieges er- trug er gleich dem Geringsten aus dem Heere; mitten in dem schwärzesten Dunkel der Schlacht war es licht in seinem Geiste; allgegenwärtig mit seinem Blicke, vergaß er den Tod, der ihn umringte; stets fand man ihn auf dem Wege der furchtbarsten Gefahr. Seine natürliche Herz- haftigkeit ließ ihn nur allzuoft vergessen, was er dem Feldherrn schuldig war, und dieses königliche Leben endigte der Tod eines Ge- meinen. Aber einem solchen Führer folgte der Feige wie der Mutige zum Siege, und seinem beleuchtenden Adlerblicke entging keine Heldenthat, die sein Beispiel geweckt hatte. Der Ruhm ihres Beherrschers ent- ziindete in der Nation ein begeisterndes Selbstgefühl; stolz auf diesen König, gab der Bauer in Finnland und Gotland freudig seine Armut hin, verspritzte der Soldat freudig sein Blut, und der hohe Schwung, den der Geist dieses einzigen Mannes der Nation gegeben, überlebte noch lange Zeit seinen Schöpfer. Schiller. 93. Der deutsche Bauer vor und nach dem Dreißig- jährigen Kriege. 1. Deutschland galt um das Jahr 1618 für ein reiches Land. Selbst der Bauer hatte in dem langen Frieden einige Wohlhäbigkeit erlangt. Breiter Graben, Zaun oder Wand von Lehm und Steine umgrenzten oft die Stätte des Dorfes, an den Hauptstraßen hingen Thore, welche zur Nacht geschloffen wurden. Dorf und Flur wurden durch Tag- und Nachtwächter beschritten. Die Häuser waren zwar von Holz und Lehm in ungefälliger Form, aber sie waren nicht arm an Hausrat und Behagen. Alte Obstbaumpflanzungen standen um die Dörfer, in den eingefriedeten Höfen tummelten sich große Scharen von kleinem Geflügel, auf den Stoppeläckern lagen mächtige Gänseherden. Große Herden von Schafen und Rindern grasten auf steinigen Höhen- zügen und in den fetten Riedgräsern. Die Wolle stand gut im Preise, die deutschen Tuche waren berühmt und Tuchwaren der beste Ausfuhr- artikel. Dem Ackerbau lag man in vielen Gegenden mit großem Vorteil ob. Die Wiesen waren sorgfältiger behandelt als zweihundert Jahre später, Abzugs-, ja Bewässerungsgräben ziehen und erhalten war gebräuchlich. 2. Fast seit hundert Jahren waren wenigstens in allen Kirch- dörfern Schulen, und ein Teil der Dorfbewohner war des Schreibens

3. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 206

1902 - Altenburg : Bonde
206 und Lesens kundig. Der Gegensatz zwischen dem Landmann und Städter war damals größer als jetzt, der „dumme Bauer" war in den Stuben der Handwerker ein Lieblingsgegenstand unholder Scherze; Roheit, Einfalt, unredliche Pfiffigkeit, Trunkliebe und Freude am Prügeln wurden ihm nachgesagt. Nicht immer mit Recht. Wohl lebte er in ziemlicher Unkenntnis fremder Verhältnisse; in Tracht, in Sprache und Liedern war er nicht modisch wie die Städter; er gebrauchte gern derbe, alte Worte, welche der Städter sich längst abgewöhnt hatte, aber sein Leben war deshalb nicht arm an Gemüt, an Sitte, selbst nicht an Poesie. Noch hatte der verklingende deutsche Volksgesang einiges Leben, und der Landmann war der eifrigste Bewahrer desselben; noch waren die Feste des Bauern, sein Familienleben, seine Rechtsverhältnisse, seine Käufe und Verkäufe reich an alten farbenreichen Bräuchen. Auch die echte deutsche Freude an hübscher Handwerksarbeit, das Behagen an kunstvollen Erbstücken teilte der Landmann damals mit dem Bürger. Sein Hausgerät war stattlicher als jetzt. Zierliche Spinnräder, sauber ausgeschnittene Tische, geschnitzte Stühle und Wandschränke haben sich bis auf unsere Zeit erhalten und werden jetzt mit den irdenen Apostel- krügen und ähnlichem Trinkgeschirr von Kunstsammlern angekauft. Groß muß der Schatz der Bauerfrauen an Betten, Kleidern, Wäsche, an Ketten, Schaumünzen und anderm Schmuck gewesen sein, und nicht weniger begehrungswürdig waren die zahlreichen Würste und Schinken im Rauchfange. Auch viel bares Geld lag versteckt in den Winkeln der Truhe oder sorglich in Töpfen und Kesseln vergraben, denn das Aufsammeln der blanken Stücke war eine alte Bauernfreude. Das Leben des Bauern war reichlich, ohne viele Bedürfnisse, er kaufte in der Stadt die Nesteln für seine Kleider, den silbernen Schmuck für Weib und Töchter, Würze für seinen sauern Wein und was von Metall- waren und Gerät in Hof und Küche nötig war. Die Kleider von Wolle und Leinwand webten und schnitten die Frauen im Hause oder der Nachbar im Dorfe. 3. So lebte der Bauer in Mitteldeutschland noch nach dem Jahre 1618. Wohl kamen auch zu ihm Nachrichten von wildem Kriegs- getümmel hinten in Böhmen, aber das kümmerte ihn wenig; was ging es ihn an, was in den Ländern des Kaisers geschah? Doch bald wurde ihm deutlich, daß eine schlechte Zeit auch für ihn heranziehe. Das Geld, welches er in der Stadt empfing, wurde sehr rot, und alle Waren wurden teurer. Da er kein schlechtes Geld annehmen wollte, behielt er Getreide und Fleisch zu Hanse und zog gar nicht mehr nach der Stadt. Sein Herz wurde voll böser Ahnungen. So ging es bis

4. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 207

1902 - Altenburg : Bonde
207 zum Jahre 1623. Da sah er das Unheil noch von anderer Seite heranziehen. Die Diebstähle und Einbrüche mehrten sich, fremdes Ge- sindel wurde oft auf den Landstraßen gesehen, Trompeter sprengten mit schlimmen Nachrichten nach den Städten, angeworbenes Kriegsvolk zog prahlerisch und frech vor seinen Hof, forderte Unterhalt, stahl Würste und nahm Hühner im Schnappsack mit. 4. Endlich begannen — für Thüringen seit 1623 — die Durch- märsche fremder Truppen, und die großen Leiden des Krieges senkten sich auf ihn. Fremdes Kriegsvolk von abenteuerlichem Aussehen, durch Blut und Schlachten verwildert, marschierte in sein Dorf, legte sich ihm ins Haus, mißhandelte ihn und die Seinen, forderte Zehrung und Geschenke und zerschlug, verwüstete und plünderte doch noch, was ihm vor Augen kam. Banden folgten auf Banden, mehr als ein Heer setzte sich um ihn herum in Winterquartieren fest, die Lieferungen und Quälereien schienen endlos. Mit Entsetzen sah der Bauer, daß die fremden Soldaten mit einer Spürkraft, die er der Zauberei zuschrieb, aufzufinden wußten, was er tief in der Erde versteckt hatte. Wenn er ihnen aber zu schlau gewesen war, so wurde sein Los noch schlechter, dann wurde er selbst ergriffen und durch entsetzliche Qualen gezwungen, das Versteck seiner Schätze anzugeben. Aber die Wirtschaft des Land- mannes ward noch in anderer Weise verwüstet. Sein Knecht hatte vielleicht einige Jahre die Schläge der fremden Soldaten ertragen, zuletzt lief er selbst unter die, welche schlugen. Die Gespanne wurden vom Pfluge gerissen, die Herden von der Weide geholt und dadurch die Bestellung der Felder oft unmöglich gemacht. 5. Und doch, wie jammervoll und hilflos seine Lage war, in der ersten Hälfte des Krieges war auch das Schrecklichste noch verhältnis- mäßig erträglich. Denn noch hielt einige Mannszucht wenigstens die regelmäßigen Heerhaufen zusammen, und ein und das andere Jahr verlief ohne große Truppenzüge. Freilich die Wirkungen, welche ein solches Leben voll Unsicherheit und Qual auf die Seelen der Land- leute ausübte, waren sehr traurig. Eine bebende, klägliche Furcht umzog lähmend die Herzen. Aber auch Trotz und wilde Verzweiflung bemächtigte sich der Seelen. Die sittliche Verwahrlosung nahm im Landvolke furchtbar überhand. Die Gewohnheiten, Laster und Krank- heiten der durchziehenden Heere blieben zurück, selbst wenn die Räuber aus dem verwüsteten und halb zerstörten Dorf abzogen. Das Brannt- weintrinken wurde ein gewöhnliches Laster. Die Achtung vor fremdem Eigentum verschwand. Der Landmann begann zu stehlen und zu rauben wie der Soldat. Bewaffnete Haufen rotteten sich zusammen,

5. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 208

1902 - Altenburg : Bonde
208 zogen über die Landesgrenze in andere Dörfer und entführten, was sie bedurften. Sie lauerten den Nachzüglern der Regimenter in dichtem Wald oder in Gebirgspässen auf und nahmen oft nach hartem Kampf an dem Leben der Bezwungenen eine harte Rache, ja sie überboten die Fertigkeit der Soldaten in Erfindung von Todesqualen. Es wird nur wenige Waldhügel geben, in deren Schatten nicht greuliche Unthat von solchen verübt ist, welche dort früher als friedliche Holzfäller und Steinbrecher ihr kunstloses Lied gesungen hatten. 6. Nach Kräften suchten sich die Dörfer vor der Raubgier der Soldaten zu wahren. Solange noch Geld aufzutreiben war, machten sie Versuche, durch Zahlung einer Geldsumme an die vorausgefandten Offiziere die Einquartierung abzukaufen. Auf die Kirchtürme und hohen Punkte der Flur wurden Wachen gestellt, die ein Zeichen gaben, wenn Truppen in der Ferne sichtbar wurden. Dann brachte der Landmann, was er retten konnte, die Frauen und Kinder und leicht bewegliche Habe, eilig in ein entferntes Versteck. Solche Ver- stecke wurden mit großem Scharfsinn ausgesucht, durch Nachhilfe noch unzugänglicher gemacht, und Wochen-, ja monatelang fristeten dort die Flüchtlinge ihr angstvolles Dasein. Im schwarzen Moor zwischen Gräben, Buchen und Erlengebüsch, in dunkler Waldschlucht, in alten Lehmgruben und in verfallenem Mauerwerk suchten sie die letzte Rettung. Waren die Soldaten abgezogen, dann kehrten die Flücht- linge in ihre Häuser zurück und besserten notdürftig aus, was verwüstet war. Nicht selten freilich fanden sie nur eine rauchende Brandstätte. 7. Auch nicht alle, welche geflohen waren, kamen zurück zur heimischen Flur. Das wilde Leben im Versteck und Walde, die rohe Freude an Gewaltthat und Beute machte die Trotzigsten zu Räubern. Mit rostigen Waffen versehen, führten sie unter den Fichten der Berge ein gesetzloses Leben, als Gefährten des Wolfes und der Krähe, als Wilddiebe und Wegelagerer. 8. So verminderte sich die Bevölkerung des flachen Landes mit reißender Schnelligkeit. Schon um 1632 waren manche Dörfer ganz verlassen, und noch immer nahm das Unheil zu. Das schlecht bebaute Land hatte schlechte Ernten gegeben, Teuerung und Hungersnot folgte, und in den Jahren 1635 und 1636 ergriff eine Seuche, so schrecklich, wie sie seit fast hundert Jahren in Deutschland nicht gewütet hatte, die kraftlosen Leiber. Sie breitete ihr Leichentuch langsam über das ganze deutsche Land, über den Soldaten wie über den Bauern; die Heere fielen auseinander unter ihrem sengenden Hauch; viele Orte

6. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 209

1902 - Altenburg : Bonde
209 verloren die Hälfte ihrer Bewohner, in manchen Dörfern Frankens und Thüringens blieben nur einzelne übrig. — Der Krieg aber wütete von dieser Schreckenszeit ab noch zwölf lange Jahre. Die Heerhaufen wurden kleiner, ihre Bewegungen aus Mangel an Lebensmitteln und Tieren unsteter und planloser; wo aber die Kriegsflamme aufloderte, da fraß sie erbarmungslos, was sich noch von Leben zeigte. Von den Landlenten ist aus dieser letzten Zeit wenig zu berichten. Sie waren verwildert und führten ein hoffnungsloses Dasein. 9. Es ist wahrscheinlich, daß sich das Landvolk ganz in schwärmende Banden aufgelöst hätte, und daß die Städte niemals iin stände gewesen wären, ein neues Volksleben hervorzubringen, wenn nicht drei Gewalten den deutschen Landmann vor der gänzlichen Zerstörung bewahrt hätten: seine Liebe zu dem väterlichen Acker, die Bemühungen seiner Obrigkeit und der Eifer seines Seelsorgers, des Dorspfarrers. 10. Des Bauern Liebe zur eigenen Flur war im siebzehnten Jahr- hundert noch um vieles mächtiger als jetzt. So lief er mit Zähigkeit immer wieder ans seinem Versteck nach dem zerstörten Hof und ver- suchte immer wieder die zerstörten Ähren zusammenzulesen oder in das niedergetretene Land den wenigen Samen zu streuen, den er sich gerettet hatte. Wenn sein letztes Zugtier geraubt war, spannte er sich selbst an den Pflug. Er hütete sich wohl, seinem Hause ein wohnliches An- sehen zu geben, er gewöhnte sich, in Schmutz und Ruinen zu hausen, und verbarg das flackernde Feuer des Herdes vor den raubgierigen Blicken, welche vielleicht durch die Nacht nach einem warmen Neste suchten. Die kärgliche Speise versteckte er an Orte, vor welchen selbst dem ruchlosen Feinde graute, in Gräber und Särge. 11. Fast ebenso großes Interesse als der Bauer selbst hatten sein Landesherr und dessen Beamte, die Dörfer zu erhalten. Von der Hauptstadt aus kümmerten sich die Regierungen durch ihre Amtleute, Vögte und Steuereinnehmer um das Schicksal der Dörfer. Berichte, Eingaben und Verfügungen liefen bei all dem Elend hin und her, und mancher arme Schulmeister verrichtete gehorsam seinen Dienst als Ge- meindeschreiber, während der Schnee durch die zerschlagenen Fenster in seine Schulstube hineinwehte und die Gemeindekasse zerbrochen auf der Straße lag. 12. Das höchste Verdienst aber um die Erhaltung des deutschen Volkes erwarben sich die Landgeistlichen in diesen Zeiten der Armut, der Trübsal und der Verfolgung. Sie waren den größten Gefahren ausgesetzt; die Roheiten, welche sie mit den Ihrigen zu erdulden hatten, trafen tödlich ihr Ansehen in der eigenen Gemeinde. Ihr Leben wurde B. Y. r. 14

7. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 168

1902 - Altenburg : Bonde
168 „Und dann?“ — „Dann werd ich mich zur Ruhe setzen, an meiner Kinder Glück mich freuen, ihre Liebe geniefsen und ein glückseliges Alter haben.“ „Und dann?“ „Dann ? — Nun — immer kann man nicht auf dieser Erde bleiben, und, wenn mans könnte, es wäre nicht einmal gut, — dann freilich, dann — muss ich sterben!“ — „Und dann?“ rief der Alte wieder, fasste ihn an beiden Händen und sah ihm in die Augen. „Mein Sohn! Und dann?“ — Da verfärbte sich der muntere Jüngling und fing an zu zittern, und die Thränen stürzten ihm aus den Augen. — „Hab Dank, mein Vater,“ sprach er endlich, „ich hatte die Haupt- sache vergessen, dass dem Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben „und dann“ — das Gericht. Aber von heut an solls nicht mehr geschehen ! “ Caspari. 75. Die Kreuzschau. 1. Der Pilger, der die Höhen überstiegen, Sah jenseits sck)on das ausgespannte Thal In Abendglut vor seinen Füßen liegen. 2. Auf duftges Gras im milden Sonnenstrahl Streckt' er ermattet sich zur Ruhe nieder, Indem er seinem Schöpfer sich befahl. 3. Ihm fielen zu die matten Augenlider, Doch seinen wachen Geist enthob ein Traum Der irdschen Hülle seiner trägen Glieder. 4. Der Schild der Sonne ward im Himmelsraum Zu Gottes Angesicht, das Firmament Zn sei.' nn Kleid, das Land zu dessen Saum. 5. „Du wirst dem, dessen Herz dich Vater nennt, Nicht, Herr, im Zorn entziehen deinen Frieden, Wenn seine Schwächen er vor dir bekennt. 6. Daß jedes Menschenkind sein Kreuz hienieden Auch duldend tragen muß, ich weiß es lange, Doch sind der Menschen Last und Leid verschieden.

8. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 169

1902 - Altenburg : Bonde
169 7. Mein Kreuz ist allzuschwer; sieh, ich verlange Die Last nur angemessen meiner Kraft; Ich unterliege, Herr, zu hartem Zwange." 8. Wie er so sprach zum Höchsten kinderhaft, Kam brausend her ein Sturm, und es geschah Daß aufwärts er sich fühlte hingerafft. 9. Und wie er Boden faßte, fand er da Sich einsam in der Mitte räumger Hallen, Wo ringsum sonder Zahl er Kreuze sah. 10. Und eine Stimme hört' er dröhnend hallen: „Hier aufgespeichert ist das Leid; du hast Zu wählen unter diesen Kreuzen allen." 11. Versuchend ging er da, unschlüssig fast, Von einem Kreuz zum anderen umher, Sich auszuprüfen die bequemre Last. 12. Dies Kreuz war ihm zu groß und das zu schwer, So schwer und groß war jenes andre nicht, Doch, scharf von Kanten, drückt es desto mehr. 13. Das dort, das warf wie Gold ein gleißend Licht, Das lockt' ihn, unversucht es nicht zu lassen; Dem goldnen Glanz entsprach auch das Gewicht. 14. Er mochte dieses heben, jenes fassen, Zu keinem neigte noch sich seine Wahl, Es wollte keines, keines für ihn paffen. 15. Durchmustert hatt' er schon die ganze Zahl — Verlorne Müh! Vergebens wars geschehen! Durchmustern mußt er sie zum andernmal. 16. Und nun gewahrt' er, früher übersehen, Ein Kreuz, das leidlicher ihm schien zu sein, Und bei dem einen blieb er enbltcf) stehen. 17. Ein schlichtes Marterholz, nicht leicht, allein Ihm paßlich und gerecht nach Kraft und Maß. „Herr," rief er, „so du willst, dies Kreuz sei mein!" 18. Und wie ers prüfend mit den Augen maß — Es war dasselbe, das er sonst getragen, Wogegen er zu murren sich vermaß. Er lud es auf und trugs nun sonder Klagen. Chamisso.

9. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 212

1902 - Altenburg : Bonde
212 gehauen, die Stadt wurde geplündert und dann an den vier Ecken in Brand gesteckt, so daß alle Bewohner, welche sich in die Keller geflüchtet hatten, elend umkamen. Nach Wegräumung des Schuttes wurden aus einem einzigen Keller 50 Leichen hervorgezogen. Von der Stadt waren außer der Gottesackerkirche nur 7 Häuser stehen geblieben. Ebenso schrecklich war die Zerstörung von Weida. Von dem Tüllen-, später sogenannten Tilly-Berge flogen die Brandraketen zuerst auf die Kirche nieder, und bald stiegen von mehreren Seiten zugleich schwarze Rauch- wolken ans, und züngelnde Flammen liefen rasch an den Schindeln empor von Dach zu Dach. Als alles in Flammen stand, kam Holck und weidete sich an dem grausigen Brande der unglücklichen Stadt. Der größte Teil der Alt- und Neustadt, die Peterskirche, die St. Annen- kirche, das Schloß und alle öffentlichen Gebäude waren ein Raub des Feuers geworden, und lange noch ragte die Ruine der Marienkirche mit der anstehenden Superintendentur schauerlich empor. Der blühende Wohlstand Weidas war von diesem Unglückstage an vernichtet, Fabriken und Handel wandten sich fortan nach Gera. Im folgenden Jahre, 1634, legte ein Großfeuer, welches kaiserliche Soldaten angesteckt hatten, in Schleiz mehr als 154 Gebäude vor dem böhmischen Thore und in der Nikelsgasse in Asche. Gera sowie das umliegende Land war von größerem Unglücke verschont geblieben, solange Heinrich Posthumus lebte. Nach seinem Tode aber, Ende 1635, brachen die Schrecken des Krieges in vollem Maße über Stadt und Land herein. Ein Heer folgte auf das andere, und es war für die unglücklichen Bewohner ganz gleich, ob die Sachsen oder die Bayern, die Kaiserlichen oder die Schweden einrückten. Alle traten als Feinde auf, und jedes folgende Heer suchte das vorher- gehende an Brand und Plünderung, an unerhörten Grausamkeiten und unmenschlichen Mißhandlungen zu übertreffen. Am schlimmsten trieben es die Schweden; sie warfen die Menschen in die Backofen und ließen sie braten, nagelten Kinder an die Hansthüre und benutzten sie als Zielscheiben; sie sägten den Männern die Kniescheiben halb durch, schnitten ihnen die Fußsohlen auf und streuten Salz und Gerste in die klaffenden Wunden, legten sie auf die Erde, steckten ihnen einen Trichter in den Mund und füllten so lange Mistjauche hinein, bis der Leib zum Zerspringen aufschwoll und der Gemarterte starb. Am schrecklichsten ging es in den Jahren 1639 und 1640 zu. Kurz vor Ostern lagen Schweden in Gera. Eine andere Abteilung rückte heran; sie führte erbeutetes Vieh in großer Menge mit sich und wollte dies an die Bürger verkaufen. Aus Furcht, daß die Pest

10. Stufe 5 = Schulj. 7 u. 8 - S. 213

1902 - Altenburg : Bonde
213 wieder eingeschleppt werden könnte, wurde der Ankauf verboten, und die Thore der Stadt wurden geschlossen. Die erbitterten Soldaten zündeten am ersten Feiertage die Scheunen vor dem Leumnitzer-, Biblacher- und Schloßgatter an. Das Feuer ergriff die nächsten Häuser, und noch vor Abend lag der dritte Teil der Stadt mit der Johanniskirche und dem neu erbauten Gymnasium in Schutt und Asche. Einige Monate später rückten die Schweden heran, um die Sachsen, welche sich in Gera einquartiert hatten, zu überfallen. Die ganze Gegend war von Kriegsvolk überschwemmt. Ronneburg wurde drei Tage geplündert, und alle Dörfer an der Heerstraße wurden in Brand gesteckt. Viele unter ihnen, wie Vollersdorf im Geraer Stadtwalde, Speutewitz bei Trebnitz, Zochendorf bei Laasen, Berthelsdorf bei Korbussen und andere, sind damals vom Erdboden ganz verschwunden. Im Jahre 1640 wurde ganz besonders das Oberland heimgesucht, erst von den Kaiserlichen, als diese die Schweden vor sich Hertrieben, und dann von diesen, als sie die Kaiserlichen zurückjagten. Hierbei gingen Saalburg, wo die Kaiserlichen sich festgesetzt hatten, aber von den Schweden herausgetrieben wurden, bis auf das Schloß und das Amthaus, Tanna bis auf drei Häuser in Flammen auf; ebenso wurde die Burg zu Lobenstein in Trümmer gelegt, und die Dörfer an der Lemnitz wurden eingeäschert, weil die Bauern dem Raube ihres Viehes sich widersetzten. In Seubtendorf brannten sämtliche Häuser bis auf drei ab. Das Land war so ausgeplündert, daß an manchen Orten weder Gans noch Henne, weder Hund noch Katze blieben und viele Menschen vor Hunger starben. In Leitlitz waren alle Einwohner bis auf zwei umgekommen, und in Göttendorf war kein Mann zu finden. Es gab fast kein Dorf, in welchem nicht drei und mehr Güter leer standen, weil die Besitzer gestorben oder verdorben waren; in Hohenleuben wurde ein ganzes Bauerngut um ein einziges Brot verkauft. Ein gut Teil der Leute, welche Feuer, Schwert und Hunger ver- schont hatte, wurde von der Pest hingerafft. Gera allein wurde während des Krieges nicht weniger als siebenmal von ihr heimgesucht. 1626 und 1627 wütete sie so arg, daß die Bauern der Umgegend nichts mehr in die Stadt hinein bringen wollten; daher wurde der Markt vor der Stadt teils auf den Gebinden, teils auf der großen Brücke abgehalten. 1630 flüchteten die reichen und vornehmen Leute vor der Pest aus der Stadt, und die Herrschaftliche Kanzlei wurde nach Langenberg verlegt. 1633 starben allein im August 580 und 1637 im Juli 500 Menscheu an dieser Krankheit. Die Thore standen Tag
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